Kinder und Liebe gehören ins Netz!


Kinder werden ständig ausgeklammert, unsichtbar gemacht oder schlicht vergessen. Und das wirkt sich nicht nur auf ihren Lebensalltag aus, sondern auch auf den der Eltern.

 

Hast du von diesem interessanten Vortrag gehört? Oh, in dem Veranstaltungsraum wird geraucht.

Hej, ein Workshop für Frauen zum Thema Vereinbarkeit! Freitag 10-18 Uhr, keine Kinderbetreuung.

Da ist diese spannende Ausstellung in dem kleinen Café. Leider kein Raum zum Stillen und nackte Brüste in der Öffentlichkeit finden die Veranstalter pietätlos.

Wie schön, ich bin zu deiner Geburtstagsparty eingeladen? Ach, sie beginnt 20 Uhr in einer Kneipe.

 

Alles kein Problem,…

…wenn Eltern sich die Care-Arbeit möglichst gleichberechtigt teilen und entsprechend abwechselnd solche Veranstaltungen wahrnehmen. Davon sind wir aber nicht nur gesamtgesellschaftlich weit entfernt, sondern oft auch in Beziehungen, die sich selbst als reflektiert, links, feministisch bezeichnen würden. Und so kommt es, dass sich besonders Frauen aus so Alltäglichem wie oben genannt nach und nach zurückziehen. Stattdessen Kindercafé, Krabbelgruppe, Elternbeirat, die eigenen vier Wände. Juhu!

Die Kleinfamilie ist allgegenwärtig.

Sie ist der heilige Gral der romantischen Liebesbeziehung. Der Schlüssel zum Glück. Zumindest ist so das Narrativ, das sich um diese Idee des Zusammenlebens rankt. In der Realität sieht das anders aus. Die Kleinfamilie ist ein Ort der Ungerechtigkeit, wo Männer und Frauen meist auf ihre traditionellen Rollen zurückgeworfen werden. Sie ist ein Ort der Unzufriedenheit, den Menschen aushalten, weil sie keine andere Möglichkeit sehen. Sie ist ein Ort, in dem Verzweiflung und Gewalt eine eigene Dynamik der Grausamkeit entwickeln können. Schon klar, not all Kleinfamilien – aber viele; die Ursachen für diese verkorkste Gesellschaft sind vielschichtig – aber eben auch dort zu suchen. Die Scheidungsrate liegt heutzutage bei über 40 %. Zum Glück! Es ist erfreulich, dass Menschen sich mittlerweile aus Beziehungen lösen, die sie unglücklich machen und ihnen schaden. Alleinerziehend leben ist leider keine attraktive Lösung – Menschen, wie @Mama_arbeitet können ein Lied davon singen.

Umso wichtiger ist es, dass wir uns Alternativen vor Augen führen.

Alternativen zur heterosexuellen, monogamen Kleinfamilie. Alternativen zum alleine erziehen. Es gibt so viele spannende Konzepte, so viele Lebensentwürfe mit Kindern, die sich außerhalb der Norm bewegen und die wunderbar funktionieren. Wir sollten uns davon erzählen!

Unsere Lebensentscheidungen sind maßgeblich davon geprägt, was wir kennen und was wir uns in unseren Gedanken ausmalen können. Ich selbst wäre ohne Impulse von Freund*innen nicht auf die Idee gekommen, mein Kind in einer Wohngemeinschaft aufwachsen zu lassen. Heute kann ich es mir nicht mehr anders vorstellen und meinem Partner geht es genau so. Das Leben in unserer Wg ist einfach schön. Von Anfang an waren da vier Menschen, die sich alle mehr oder weniger verantwortlich für dieses kleine Baby gefühlt haben. Wir als Eltern hatten und haben immer die Möglichkeit zu sagen: „Ich brauche gerade mal eine Pause!“ und dann sind da gute Freunde, die sich das Baby schnappen und eine Runde spazieren gehen oder ihm etwas vorlesen oder oder oder. Wir essen zusammen, lachen zusammen, hängen zusammen auf dem Spielplatz ab. Gleichzeitig sind wir (relativ) jung und ausgesprochen politisch – wir gehen also auch zusammen demonstrieren, auf Konzerte, schauen uns Vorträge an oder zocken Play Station. Das Baby ist meistens mit dabei. Und das Baby ist einfach Zucker! Ein zauberhaft sonniges Gemüt und dabei sehr aufgeschlossen neuen Menschen gegenüber. Unser Wg-Leben mit Kind macht einfach Spaß und mir ist es wichtig das weiter zu geben, weil mir der Gedanke gefällt, damit andere Menschen zu inspirieren.

Das Internet ist genau der richtige Ort dafür!

Unter anderem schenkt uns das Netz kleine Einblicke in das Leben verschiedenster Menschen, samt ihres Blicks auf die Welt. Und Kinder sind ein Teil dieser Welt, ein sehr bedeutsamer sogar. Was ist das für eine absurde Forderung, Kinder komplett aus dem Netz heraus zu halten? Selbstverständlich müssen wir darüber diskutieren, an welchen Stellen Grenzen überschritten werden und ab wann ich nicht mehr im Sinne des Kindeswohls handle. Klar sollten wir uns darüber unterhalten, ob und wann ich das Gesicht meines Kindes ins Netz stelle und warum (nicht). Das Recht am eigenen Bild obliegt, solange ein Kind noch nicht mündig ist, den Eltern. Sie sind also dazu berechtigt, Kinderbilder zu veröffentlichen, wenn sie das gern möchten. Ich persönlich habe mich dafür entschieden, das Gesicht meines Kindes zu verbergen und dabei trotzdem Schnappschüsse aus unserem Leben zu zeigen. Außerdem benutze ich einen Hashtag, unter dem ich gern kurze Alltagsgeschichten sammle. Über diesem werden momentan jede Menge Hass, Hohn und Vorwürfe ausgegossen. Und diese erzielen ihre Wirkung – sie lassen mich verstummen.

Aber nur für kurze Zeit, denn ich halte es nach wie vor für richtig, Kinder und Liebe im Netz sichtbar zu machen. Ich glaube, dass es gut ist, Klischees aufzubrechen und neue Bilder von Beziehungen, Familie und Elternschaft in die Welt zu tragen. Ich halte es für notwendig, sich zu vernetzen, gegenseitig zu unterstützen und zu bestärken. Ich finde wichtig, dass wir uns Austauschen und gegenseitig füreinander sensibilisieren.

Wenn ich von meinen positiven und negativen Erfahrungen mit kleinem Baby auf (politischen) Veranstaltungen schreibe, sorgt das vielleicht dafür, dass solche beim nächsten mal kinderfreundlicher gestaltet werden oder Eltern sich trauen, daran teilzuhaben, die sich bisher scheuten. Das ist gut! Und darum werde ich weiterhin von meinem Leben zwischen Studium, Wg und Baby berichten. Gleichzeitig freue ich mich über alle anderen Menschen (mit oder ohne Kind), die kleine, liebevolle Schnipsel ihres Alltags ins Netz streuen ♥

Der Einstieg in den Beitrag kommt mir allzu bekannt vor – wenn auch aus völlig anderer Perspektive. In der großen Community, die sich gern als so rücksichtsvoll und barrierefrei präsentiert, anzudocken, ist nicht nur als Eltern oft ziemlich schwierig. Auch als trockener Alkoholiker steht man auf ziemlich verlorenem Posten. Der Effekt ist der gleiche – Rückzug in das eigene kleine, aber sichere Umfeld. Ein wenig ergeben sich aber auch bei mir inzwischen neue Dinge und auch daher kann ich deine Freude über deine neu gefundenen Lebensweisen gut nachvollziehen. Vielleicht komme ich mal an den Punkt, offen darüber zu berichten, wie das alles so läuft. Noch ist es nicht soweit. 🙂

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